Trauer um Alois Machatschek †

Im 86. Lebensjahr in Salzburg verstorben ist der ehemalige Präsident (von 1998–2006) und danach Ehrenpräsident (ab 2006) der Österreichischen Gesellschaft für Denkmal- und Ortsbildpflege, Alois Machatschek. Der emeritierte Universitätsprofessor an der TU Wien, Architekt Diplomingenieur und Dr. techn. hat wie kaum ein anderer Wiener Architekt des 20. Jahrhunderts führend auf dem Gebiet der theoretischen und praktischen Denkmalpflege in Forschung, Lehre und Ausführung gewirkt. Geboren am 25. November 1928 in Preßburg als Sohn eines Bauunternehmers, arbeitete er nach seinem Studium an der Technischen Hochschule in Wien als Assistent am Institut für Baukunst und Bauaufnahmen dieser Anstalt, an dem einst Heinrich von Ferstel gelehrt hatte. Machatscheks Lehrer und Vorgesetzter an diesem Institut war Professor Karl Holey, der Gründer und erste Präsident unserer Gesellschaft, die damals noch den Namen „Verein für Denkmalpflege in Wien“ trug. In der Folge war Alois Machatschek als Mitarbeiter von Professor Michel Engelhardt, der von 1956 bis 1958 als zweiter Präsident unserer Gesellschaft gewirkt hat, an ersten großen Restaurierungsprojekten in Wien, wie dem Wiederaufbau des Burgtheaters und der Wiederherstellung des Stadtpalastes der Grafen Harrach auf der Freyung beteiligt.

In den 1960er Jahren wandte sich Alois Machatschek der architekturhistorischen Forschung an antiken Denkmälern zu und habilitierte sich mit einer Arbeit über Grabbauten in Kilikien (Türkei) als Dozent an der Technischen Hochschule Wien. Dies wurde für die einschlägige Forschung zu einem unverzichtbaren Standardwerk. Schon in dieser Zeit lehrte er Theorie der Denkmalpflege auch an den Universitäten von Rom, Bagdad und Istanbul. Die Anastylose des Vespasiansmonuments in Side an der türkischen Südküste, die Leitung eines Bauforschungsprojekts in Selge (Pisidien) und archäologische Forschungsarbeiten in Aphrodisias (Karien) waren weitere Leistungen auf diesem Gebiet.

In den späten Sechzigerjahren entwickelte Machatschek unter Einbindung interessierter Studierender einen Wahlplan „Denkmalpflege“ an der TU-Wien, im Rahmen dessen auch Feldarbeiten als „Grabungsarchitekten“ für Studierende angeboten wurden. Hier wurzelten auch die Anastylose am Tetrapylon in Aphradosias, sowie der Celsusbibliothek und des Südtores der Agora in Ephesos.

Danach widmete sich Alois Machatschek neben seiner ständigen Lehrtätigkeit im Fach Denkmalpflege an der Technischen Universität Wien wie auch an der Universität Leuven (Belgien) verstärkt architektonischen Restaurierungsaufgaben. 1970 konnte die Revitalisierung des Schlosses der Grafen Harrach in Rohrau mit der Wiederaufstellung der Harrach‘schen Gemäldesammlung vollendet werden. Danach folgten zahlreiche Aufträge des regierenden Fürsten von Liechtenstein. Das zwischen 1978 und 1986 verwirklichte umfangreiche Projekt der Restaurierung des ehemaligen Bank- und Börsengebäudes der Oesterreichisch-Ungarischen Bank in der Wiener Herrengasse („Palais Ferstel“) wurde von „Europa Nostra“ als vorbildliche Leistung mit einer internationalen Auszeichnung bedacht. Gleichzeitig konnte noch ein weiteres mehrjähriges Restaurierungsprojekt, die Wiederherstellung der von Otto Wagner gestalteten Stationsgebäude und technischen Bauwerke der Wiener Vorortelinie vollendet werden, die in den Jahren 1979 bis 1987 von den Österreichischen Bundesbahnen als Schnellbahnlinie reaktiviert wurde. Auch diese denkmalpflegerische Leistung wurde von „Europa Nostra“ ausgezeichnet.

Große internationale Anerkennung brachte Professor Machatschek seine Rekonstruktion des „Goldenen Saales“ im Rathaus von Augsburg. Über viele Jahre wirkte er auch als Gutachter auf dem Gebiet der Denkmalpflege für die Auszeichnungen der „Toepfer-Stiftung“ in Hamburg sowie für das Internationale Burgeninstitut (IBI). Jahrelang fungierte Alois Machatschek ehrenamtlich als Vorsitzender des Denkmalbeirats beim Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung.

Während all dieser Jahre wirkte Alois Machatschek bis zu seiner Pensionierung an der Technischen Universität Wien zunächst als Dozent, dann als außerordentlicher und schließlich als ordentlicher Professor für Denkmalpflege und bildete auf diesem Gebiet zahlreiche Schüler aus. Diese schätzten ihn als hervorragenden Lehrer, als Vorbild und als Förderer und werden seiner stets in Dankbarkeit gedenken. Die Österreichische Gesellschaft für Denkmal- und Ortsbildpflege schließt sich diesem Gedenken in aufrichtiger Anerkennung seiner großen Leistungen für die Denkmalpflege in Österreich sowie in Dankbarkeit für seinen Rat und seine Unterstützung als Präsident und Ehrenpräsident der ÖGDO an.

Persönlich haben wir ihm, mit vielen Fachleuten auf dem Gebiet der Denkmalpflege und Bauforschung, für die Vermittlung des brauchbaren Wissensmixes und dafür zu danken, dass er unsere Begeisterung für diese Materie geweckt hat.

Mario Schwarz, Friedmund Hueber